Hubschrauberabsturz 1971 in der Fränkischen Schweiz

Gedenkstätte Fischelhöhe bei Pegnitz

Die Gedenkstätte auf der Fischelhöhe mit dem markanten Rotorblatt des Transporthubschraubers der US-Armee ...

Ein tragisches Ereignis im Gedächtnis der Fränkischen Schweiz – der Hubschrauberabsturz von Pegnitz im Jahr 1971

2021 beging die Stadt Pegnitz ein trauriges Jubiläum: Der Absturz eines Hubschraubers der US-Armee, bei dem 37 junge Soldaten den Tod fanden, jährte sich zum 50sten Mal.
Am 18. August 1971 verunglückte ein großer „Chinook“, landläufig „Bananenhelikopter“ genannt, nahe der Autobahn 9. Den Zeitzeugen sind die Bilder und Eindrücke des Unfallmorgens noch immer präsent. Übereinstimmend berichten sie, wie der Hubschrauber nach einem lauten Knall noch in der Luft große Teile verlor. Schließlich stürzte er auf der „Fischelhöhe“ bei Pegnitz ab.
Die Unfallopfer befanden sich zu diesem Zeitpunkt auf einem Flug zum Truppenübungsplatz Grafenwöhr. Die meisten gehörten zum Schweren Mörserzug des HHC 2/4 Infantry Regiment mit Standort Kornwestheim. Die Besatzung des Hubschraubers war in Schwäbisch Hall stationiert. Jahre später stellte sich nach umfangreichen Untersuchungen technisches Versagen (Defekte Lager an den Rotorblättern) als Absturzursache heraus. Die Rettungskräfte aus der Stadt und der Umgebung waren unmittelbar in großer Zahl zur Unglücksstelle geeilt. Doch sie konnten nur noch den Brand löschen, die weit verstreuten Wrackteile sichern und die Toten bergen.

Gedenkstein auf der Fischelhöhe

Der Gedenkstein für die Opfer des Absturzes auf der Fischelhöhe

„Für immer in unseren Gedanken“

Zum 50. Jahrestag dieses Unglücks, konnte sich die Bevölkerung bei einer umfangreichen Ausstellung im Pegnitzer Bürgerzentrum informieren und erinnern. Der Kurator des Stadtarchivs, Andreas Bayerlein stellte in mühevoller Kleinarbeit sowie akribischer Recherche die Dokumente und Artefakte zusammen. Zeitungsausschnitte, Fotos und der originale Bericht aus der Tagesschau ließen den schicksalhaften Tag lebendig werden. Die Verantwortlichen versuchten, die Geschichten und Schicksale hinter den auf den Todeslisten aufgeführten Namen zu erzählen. Die Sammlung wurde in dieser Form anschließend im Kultur- und Militärmuseum Grafenwöhr gezeigt und soll in Zukunft auch an Schulen zu sehen sein. Der Titel der Ausstellung, „Forever in our thoughts – Für immer in unseren Gedanken“, ruft die 37 jungen Menschen ins Gedächtnis, die am 18. August 1971 aus dem Leben gerissen wurden.

Da gab es etwa Roger Maison Hartman. An seinem 20. Geburtstag, dem 31. August 1970 heiratete er seine Verlobte Beth. Die Ausstellung zeigte ein Hochzeitsfoto des glücklichen Paares. Genau ein Jahr später stand Beth zu ihrem ersten Hochzeitstag als junge Witwe an seinem Grab.
Der Pilot des Hubschraubers, Captain James Wilburn Hensley hatte bereits einen gefährlichen Einsatz in Vietnam überstanden, als er nach Deutschland kam und hier den Tod fand. Um ihm trauerten neben seiner Frau und seiner kleinen Tochter Melissa vier jüngere Geschwister.

Tafel mit Namen der Toten

Die Namen der Toten erinnern an das Schicksal der jungen Opfer

Unfallstelle
Die Berichterstattung zeigt die schreckliche Bilder von der Unfallstelle
Ausstellungsstücke zum Absturz
Ausstellungsstücke, die bis heute an das Drama von Pegnitz erinnern
Schaltergeist Fa. Cherry
"Schaltergeist": die bis heute im nahegelegenen Auerbach/Opf. ansässige Fa. Cherry entstand in der Folge des Unglücks von Pegnitz

Schließlich findet sich auf der Liste der verunglückten Soldaten ein Name, der für unsere Region besondere Bedeutung bekam: Samuel Mansfield Cherry. Dessen Vater Walter hatte 1953 in Illinois das Unternehmen „Cherry Electrical Products“ gegründet, das Samuel eigentlich gemeinsam mit seinem Bruder Peter übernehmen sollte. Zu dieser Zeit befand sich in Bayreuth bereits eine Fertigungsstätte mit dem Kirschenlogo, die Cherry Mikroschalter GmbH. Ihr Standort in der Weiherstraße platzte jedoch aus allen Nähten. Durch den tragischen Tod seines Sohnes kam Walter Cherry in Kontakt mit Pegnitz. Seine Pläne, ein neues Werk in der Stadt anzusiedeln zerschlugen sich. Stattdessen kaufte der Unternehmer ein Grundstück im zukünftigen Auerbacher Industriegebiet „Lohe“. Ende 1979 stand der imposante Neubau und wurde bei der Eröffnung von mehr als 100 prominenten Gästen gebührend bewundert. Generationen von Arbeitern, Angestellten und Azubis aus der Oberpfalz und der Fränkischen Schweiz fanden hier während der nächsten Jahrzehnte eine Beschäftigung und wurden „Cherryaner“ – übrigens auch die Verfasserin dieses Artikels.
Peter Cherry führte das Unternehmen bis zum Jahr 2008. Nach der Übernahme durch die ZF Friedrichshafen AG gliederte sich Anfang 2016 die Cherry Sparte aus dem Konzern aus. Seit 2019 gibt es im neuen Auerbacher Industriegelände wieder ein Firmengebäude mit den berühmten und markanten Kirschen auf dem Dach – die Cherry-Geschichte in unserer Region geht weiter.
Hier erhalten Sie mehr Informationen zur Firmengründung der Cherry GmbH.

50 Jahre danach – würdevolles Gedenken an der Absturzstelle auf der „Fischelhöhe“

Neben dieser sehenswerten Ausstellung im Bürgerzentrum gab es 2021 noch einen weiteren wichtigen Termin in Verbindung mit den tragischen Ereignissen. Am 50. Jahrestags des Absturzes trafen sich Angehörige sowie geladene Gäste aus Politik und Gesellschaft am Unglücksort. In einer bewegenden Zeremonie trauerten am 18. August 2021 Amerikaner und Deutsche gemeinsam. Der Pegnitzer Bürgermeister Nierhoff begrüßte dazu unter anderem den bayerischen Innenminister Joachim Herrmann und hochrangige Repräsentanten der US-Armee. Die aus den Vereinigten Staaten angereisten Familienmitglieder zeigten sich beeindruckt und bewegt von der Anteilnahme der Menschen. Zu diesem Anlass fand ein von den amerikanischen Streitkräften gestiftetes Rotorblatt dieses Hubschraubertyps und ein Gedenkstein auf der Fischelhöhe eine neue bleibende Heimat. Die Gedenkstätte erinnert an 37 junge Männer, die in der Fränkischen Schweiz beim größten Unglück amerikanischer Streitkräfte nach dem Zweiten Weltkrieg auf tragische Weise ihr Leben verloren. Einen informativen Überblick bieten zudem die Stadtarchive der Metropolregion Nürnberg im Gedenken an den Hubschrauberabsturz in Pegnitz.

Vitrinen Ausstellung
Blick in die Ausstellung: Vitrinen zeigen Utensilien und Hintergründe
Ort des Gedenkens
Anlässlich der Feierstunde zum 50. Jahrestag erhielt die Gedenkstätte ihr neues Aussehen

Tipp:
Rund um die Absturzstelle gibt es mehrere schöne Wanderwege. So führt etwa der "Fränkische Gebirgsweg" vom Pegnitzer Schlossberg (Aussichtsturm mit herrlichem Blick über die Stadt und die Region) kommend an der Fischelhöhe vorbei. Der kürzeste Weg bringt von der Verbindungsstraße von Willenberg nach Pegnitz nahe der Autobahnraststätte Fränkische Schweiz (Parkplatz unterhalb der Brücke) in wenigen Hundert Metern über einen schmalen Pfad hinauf. Alternativ erreichen Sie die Gedenkstätte oberhalb von Gymnasium und Justizschule auf gut begehbaren Rundwegen.

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