Sagen in der Fränkischen Schweiz

Heimat für gute und böse Geister – die „Sagenhafte“ Fränkische Schweiz

So lieblich die Landschaft der Fränkischen Schweiz im Sonnenlicht wirkt, so düster und geheimnisvoll erscheinen Felsen und Höhlen im Herbstnebel oder bei Raureif. Wie geschaffen als Unterschlupf für weiße und schwarze Frauen, für herumstreifende Raubritter und verlorene Seelen, die auf Erlösung hoffen.
Die Mehrzahl der Sagen und Geschichten endet tragisch. Sie finden ein eher trauriges Ende. Zahlreiche Kriege, Hunneneinfall und Hussitensturm, schreckliche Ereignisse wie Raubzüge, Plünderungen oder das Brandschatzen der Dörfer spiegeln sich wider.

Sehen die Felsen nicht aus wie menschliche Gestalten? Vielleicht erstarrten Sünder zur Strafe für böse Taten zu steinernen Formationen. Und eignen sich die markanten Höhlen und Ruinen nicht bestens als Versteck sowie Zufluchtsort für arme Jungfrauen und wackere Helden vor verfolgenden Horden? Alles das und vieles mehr taucht im Sagenschatz der Fränkischen Schweiz auf. Es wird seit Generationen weitererzählt und überliefert.

Von feurigen Männlein und hartherzigen Jungfern in der Fränkischen Schweiz

Beinahe in jedem Ort in der Fränkischen gab es den eigenen „Hausgeist“, „Pöpel“ genannt, eine arme Seele, die erlöst werden musste. In Kühlenfels etwa (heute ein Ortsteil der Stadt Pottenstein), trieb sich ein „feuriges Männchen“ herum. Kein böser Geist war das, sondern eher ein hilfreicher, der des Nachts beispielsweise einem aus dem Wirtshaus heimkehrenden Schmied „heimleuchtete“. Dafür belohnte ihn dieser jedes Mal mit einem Pfennig. Eines Abends jedoch hatte der „Wirtshaushocker“ wahrhaftig seine gesamte Barschaft durchgebracht und konnte sich nur mit einem gemurmelten „Vergelt´s Gott“ bedanken. Daraufhin stieß das Männlein einen Freudenschrei aus – mit diesem rechten Spruch zu rechten Zeit war es erlöst und für immer verschwunden.

mystische Stimmung über der Fränkischen Schweiz
Der Hausgeist begleitet den abendlichen Zecher heim

Weniger menschenfreundlich gesinnt zeigte sich die Jungfer Martina aus Pottenstein. Maßlos war ihr Geiz und hart wie Stein ihr Herz. Als sie während einer Hungersnot einem armen Bettler ein kleines Almosen verweigerte, erhielt sie ihre Strafe – sein Fluch ließ sie zu einem Felsen erstarren. So warnt sie Kinder wie Erwachsene auf ewige Zeit vor Hochmut und Bosheit.

Göttliche Gnade und teuflischer Fluch

In einer streng katholischen Region wie der Fränkischen Schweiz entstehen viele der überlieferten Geschichten vor einem frommen Hintergrund. In Walkersbrunn bei Gräfenberg erzählen sich die Menschen die Sage von der „Wanderkirche“. Die Dorfbewohner wollten ein neues Gebetshaus errichten, jedoch sollte dessen Platz nicht am überlieferten Ort auf einem Berg sein, sondern näher im Ort – bequemer zu erreichen. Allerdings verschwand wie durch Zauberhand das dort gelagerte Baumaterial und fand sich an der alten, „gottgefälligen“ Stelle wieder. Das ging einige Male so. Die störrischen Bauherren mussten schließlich einsehen, dass der Herrgott und seine Heiligen (deren Gebeine im alten Gotteshaus lagerten), ihre Heimat am ursprünglich Ort haben wollten.

Wo Gott sich zeigte, war der Teufel nicht weit. Der trachtete stets danach, Menschenkinder in seinen Bann zu ziehen. Wer sich jedoch mit ihm verbündete, den erwartete Schlimmes. So versprach eine junge Magd von der Burg Rabenstein bei Waischenfeld dem Satan einen Hexentanz für seine Hilfe. Sie wollte das Herz eines Burschen gewinnen, der sie nicht beachtete. Doch selbst der Leibhaftige hatte kein Glück. Als er versuchte, den Mann durch die Luft zu entführen, wehrte der sich entschlossen. Der Kampf tobte so heftig, dass eine Rast eingelegt werden musste – direkt auf dem Dach der Klausensteiner Kirche. Der dort lebende Klausner befreite die Geisel; der Teufel verschwand. Die verbogene Turmspitze galt lange als Mahnung an das Ringen von Gut und Böse. Die Magd jedoch fanden die Bewohner am anderen Morgen mit umgedrehtem Hals.

Verlorene Seelen suchen ihren Frieden in der Fränkischen Schweiz
Gößweinsteiner Sagenweg
Sagenweg

So liegt die Heimat vieler Sagen und Mythen in der schönen Fränkischen Schweiz. Die Generationen geben sie über die Jahrhunderte weiter und tragen damit zur Identität der Bewohner bei. Bei verschiedenen, für Kinder besonders spannenden Themenwanderungen – etwa auf dem Gößweinsteiner Sagenweg – lassen sich viele der Schauplätze auf unterhaltsame Weise erleben.

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