Ein alter Brauch wird zur Touristenattraktion – die Osterbrunnen in der Fränkischen Schweiz

Die Hochflächen der „Fränkischen“ sind karg und trocken. In der Zeit vor der zentralen Wasserversorgung der einzelnen Ortschaften musste das kostbare Nass mühsam von den Quellen im Tal heraufgeholt werden. Das erledigten die Frauen mit Tragen auf dem Rücken, sogenannten „Kraxen“. Ihre Pfade sind heute zum Teil als Wanderwege ausgewiesen. Hier lässt sich nachempfinden, wie anstrengend diese (tägliche) Pflicht gewesen sein muss.

Verständlich, dass eine Wasserstelle im Dorf hohen Wert besaß. Daraus entstand der Brauch, im Frühjahr die Brunnen mit frischem Grün und bunten Eiern zu schmücken – Ausdruck des Dankes und der tiefen Wertschätzung der wertvollen Flüssigkeit als Quelle des Lebens. Auch das Ei war ein solches Symbol der Fruchtbarkeit.
Darüber hinaus schrieben die Menschen dem „Osterwasser“- also dem am Fest geschöpften Wasser – seit alter Zeit eine besondere Kraft zu. Es versprach Stärke und Gesundheit; Neugeborene wurden gerne in der Osternacht getauft und junge Mädchen wuschen sich damit in der Hoffnung auf blühende Schönheit ihr Gesicht.

Zuerst wird der „Brunnen geputzt“; traditionell am Karfreitag, heute oft bereits am Palmsonntag. Anschließend erfolgt das Dekorieren mit den in liebevoller Arbeit bemalten Eiern, Zweigen und bunten Bändern, den „Pensala“ (Pinseln). Meist hat das fertige Werk die Form einer Krone, der sogenannten „Osterkrone“. Dann begrüßen die farbenfroh geschmückten Kunstwerke die warme Jahreszeit – und damit die ersten Gäste in der Fränkischen Schweiz. Im kleinen und normalerweise beschaulichen Bieberbach etwa gibt es einen regelrechten „Hype“ um den weltgrößten dieser Brunnen. An einigen Sonntagen ist kaum ein Durchkommen zwischen Reisebussen und fotografierenden Schaulustigen. Die örtlichen und teils überregionalen Unternehmen bieten organisierte Touren an, bei denen sich in ein paar angenehmen Stunden eine Auswahl der Bauwerke bestaunen lassen. In Orten wie Heiligenstadt, Waischenfeld, Oberailsfeld, Aufseß oder Kühlenfels sind die Brunnen nicht so groß und bekannt doch mit ebenso viel Herzblut gestaltet.






Leider gibt es alljährlich neben den „normalen“ Verlusten immer wieder Vandalismus und mutwillig zerstörte Eier. Manche der Brunnen werden deshalb mit Plastikeiern verziert – verständlich, aber lange nicht so schön.
Einiges an altem bäuerlichem Brauchtum ging auch in der Fränkischen Schweiz über die Jahre verloren; die geschmückten Osterbrunnen haben überlebt und sich zu einem Touristenmagnet entwickelt.



