Die Pegnitz – vom malerischen Canyon in der Fränkischen Schweiz bis zum trägen Industriegewässer in Nürnberg
Ein Naturwunder gleich zu Beginn – der „Unterirdische Durchfluss“ am Wasserberg
In vielen Bereichen ist Wasserarmut charakteristisch für die Hochflächen der Fränkischen Schweiz, doch im Lindenhardter Forst bei Creussen regnet es häufig. Sieben Quellen entspringen hier, darunter die des Roten Mains und der Fichtenohe – als Oberlauf und Zufluss der späteren Pegnitz. Der Bach hat so viel Kraft, dass er schon in alter Zeit mehrere Mühlen und Eisenhämmer betreiben konnte – wichtig für den Bergbau in der Region. Diese Epoche bestimmte geraume Zeit das Leben der namensgebenden Stadt. Eine kleine Ausstellung erinnert an die harte Arbeit im „Erweinstollen“.



Auch sonst erlebt die kleine Fichtenohe auf ihren 15 Kilometern bis zur Mündung einiges. In zwei Arme geteilt, umfließt einer davon die Pegnitzer Innenstadt. Am Schlossberg angekommen nimmt er einen kleineren Bach auf, der hinter der historischen (und sehenswerten) Zaussenmühle aus der hübsch gefassten Pegnitzquelle plätschert. Ab jetzt heißt das Gewässer offiziell „Pegnitz“.
Der linke Flussarm verläuft unter dem Namen Mühlbach eine Zeitlang parallel und mündet an der Röschmühle zum großen Teil in die junge Pegnitz. Ein kleiner Teil des Wassers jedoch geht hier auf eine 320 m lange, geheimnisvolle Reise. Wie genau sein unterirdischer Weg durch den karstigen Boden verläuft, ist bis heute nicht bekannt. Versuche mit eingeleiteter Farbe oder Erbsen brachten keine Klarheit. Sogar eine Gruppe Enten warf man in früheren Zeiten in die dunkle Höhle – sie tauchten nicht mehr auf.
Ein solches Naturdenkmal wird „Karstwunder“ genannt. Nach seiner „Exkursion“ tritt der Flussteil am südlichen Hang des Wasserberges wieder aus und verliert sich nun endgültig in der Pegnitz.
Steile Felsen, Mäander und eine wunderschöne Eisenbahnstrecke – die Reise nach Süden
Der weitere Verlauf unserer Pegnitz könnte nicht malerischer sein. Steile Dolomitfelsen, Wiesen und Fachwerkhäuser bilden die Kulisse ihrer engen Schleifen. Mitunter scheint nicht genug Platz zu sein für Straße, Fluss und Bahn.
Seit 1877 fahren hier Züge; die „Pegnitztalbahn“ bildet einen Abschnitt der Verbindung Nürnberg-Cheb. In diesem Bereich, der durch die Fränkische Schweiz beziehungsweise den Naturpark Frankenjura mit dem Veldensteiner Forst führt, überquert der Reisende 25-mal den Fluss. Auf einer Strecke von nur sechs Kilometern durchfährt er sieben Tunnel.





Jeder der Orte am Weg hat seinen eigenen Reiz. Neuhaus grüßt mit der beeindruckenden Burg Veldenstein; nicht weit von hier lohnt die Maximiliansgrotte eine Besichtigung. Die Karstlandschaft des Tales lässt sich dort sozusagen „von innen“ bestaunen.
Das kleine Städtchen Velden ist genauso einen Besuch wert, wie die Burgen Hohenstein und Hartenstein. Kletterer kommen im Pegnitztal ebenso auf ihre Kosten wie Kanuwanderer. Für diese Freizeitbeschäftigung eignet sich das hier gemächliche Flüsschen gerade für Familien mit Kindern. Die Landschaft lässt sich wunderbar aus einer anderen Perspektive betrachten und garantiert Entspannung.
Auch der Radweg entlang der Pegnitz erfreut sich zu Recht großer Beliebtheit. Die gute Bahnanbindung bietet genug Möglichkeiten, mit dem eigenen Drahtesel einen kleinen oder größeren Teil des Flusses zu erkunden.
Besonders schön ist der Abschnitt von Neuhaus bis Hohenstadt und – auf dem „Fünf-Flüsse-Radweg“ – weiter nach Hersbruck. Auch hier gibt es einiges zu sehen; die Altstadt hat gerade an warmen Sommerabenden ein ganz eigenes Flair.
Wirtschaftlichkeit statt Romantik – die Pegnitz auf dem letzten Abschnitt bis Nürnberg
Schon seit dem Mittelalter nutzten Hammerwerke und Mühlen die Pegnitz für ihren Betrieb. Der Fischreichtum sicherte die Nahrungsversorgung der umliegenden Orte. Doch die intensive Nutzung brachte Probleme. Müll und wiederkehrendes Hochwasser waren nur einige davon. Heute gehen die Bemühungen teilweise wieder in Richtung Renaturierung.
Nach Hersbruck wird das Tal langsam breiter. Ein paar Stationen hat unser Fluss aber noch bis zu seinem Ziel. In Lauf leistete er einst Schwerarbeit. Die Stadt wurde nicht zuletzt durch die Kraft der Pegnitz schon in früheren Zeiten zum wichtigen Wirtschaftsstandort. Eisenwerke, Drahtfabriken und Schleifereien – alle nutzten die Wasserkraft. Heute sitzt der Besucher mit Blick auf Schöpfräder bei einem Glas Wein in der schön restaurierten Altstadt.




In Nürnberg angekommen teilt sich unsere Pegnitz in mehrere Nebenarme. Ihre zahlreichen Brücken und Stege bestimmen das Erscheinungsbild der historischen Stadt mit. Im Norden von Fürth schließlich vereinigt sich der Fluss mit der Rednitz zur Regnitz – sein Ende nach über 100 wechselvollen Kilometern!